Das anscheinend unscheinbare Grau

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© Astrid Volquardsen

 

Was für tolle Farben. Wenn ich vor den Regalen in den Künstlershops stehe, scheinen einen immer nur diese intensiven Farben ins Auge zu springen. Naja, deswegen sind sie ja auch so intensiv! Beim Kaufen greift man ziemlich leicht zu den farbintensiven Tönen. Aber male mit solchen Farben subtile Schattenbereiche!

Links und rechts davon liegen wunderbare Farben, die man als Pastellmaler auf keinen Fall außer acht lassen sollte: Die farbigen Grautöne. Grautöne, die aus Schwarz/Weiß gemischt werden, wirken irgendwie nur stumpf und langweilig.
In der Mitte im Bild liegt ein Grauton, der aus Schwarz/Weiß besteht. Daneben angeordnet farbige Grautöne. Um wie vieles spannender kann ein Bild werden, wenn das öde Schwarz/Grau verschwindet!

© Astrid Volquardsen

 

Ich habe mal ein paar Beispiele von verschiedenen Herstellern als Anregung rausgesucht:

Von links nach rechts: Sennelier, Unison; Terry Ludwig, Rembrand.

© Astrid Volquardsen

Pures Pigment.

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© Marc Volquardsen

Was für eine Farbe!
Am liebsten möchte ich in diese Farbe reintauchen. Das ist ja gerade das tolle an der Pastellmalerei, dass wir mit den Pigmenten direkt arbeiten.

© Marc Volquardsen

 

Denn aus diesem Haufen Pigment entsteht am Ende des Herstellungsprozesses ein handliches Pastell.
Doch so ein leuchtendes Pigment birgt auch »künstlerische Gefahren.«
Um welche es sich handelt und wie Abhilfe geschaffen werden kann, davon berichte ich morgen.

Sennelier Pastel Card: Casey Klahn

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Als Abschluss zu der Sennelier Pastel Card möchte ich den Pastellkünstler Casey Klahn erwähnen.
Casey besticht in seinen Pastellen durch seine besondere Farbgebung. Ich bewundere immer wieder, wie er es schafft, reine, dominante Farben in ein stimmiges Zusammenspiel zu bringen. Was müssen die Bilder im Original für ein Farberlebnis sein!

Der Meinung waren offenbar auch andere Betrachter, denn er hat erst kürzlich den ersten Preis beim Sausalito Art Festival gewonnen.

Netterweise hat Casey mir etwas über seine Technik erzählt und dies habe ich mit seinem Blogbeitragüber das Bild Bright Trees Through kombiniert.

Bright Trees Through
@ 8″ x 5.5″
Pastel
Casey Klahn

Dieses Bild hat Casey auf dem Sienna Farbton der Pastel Card gemalt. Für die Baumstämme, das gedämpfte Ultramarinblau des Himmels, sowie das gedämpfte Gelb der hinteren Baumkrone hat Casey die Pastelle der japanischen Firma Sakura verwendet.
Für das Pink im Himmel benutzte er einen Pinkton von Sennelier, deren Pinktöne er besonders schätzt.
Für die dunklen Bereiche verwendete er die Pastelle seines Lieblingherstellers Diane Townsend.

Diese Pastelle gehören zu Caseys absoluten Favoriten und so hat er sie auch hauptsächlich im Rest des Bildes eingesetzt. Dazu gehört auch das intensive Blau. Bei den blassen Grüntönen greift er gerne auf die buttrig weichen Schmincke Pastelle zurück.

Casey benutzt seine Finger zum Verwischen, manchmal auch ein Tuch. Wie auf seinen Bildern auch gut zu erkennen ist, setzt er mit Schwung verschiedene Pastelle übereinander und lässt die Farbschichten für sich wirken.

Wer sich die Mühe macht und seinen Blog (sehr lesenswert) durchstöbert, wird sein Bemühen sehen, sich künstlerisch weiter zu entwickeln und liebgewonnene Techniken weniger zu nutzen.

Malgrund: Sennelier Pastel Card

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In den letzten Jahrzehnten hat sich der Pastellmarkt enorm weiterentwickelt.
Veränderte Ansprüche der Pastellmaler an den Malgrund haben eine große Vielfalt eben dieser hervorgerufen.
Die größte Weiterentwicklung hat sicherlich bei den »rauen Oberflächen« stattgefunden, denn diese sind in der Lage viele Pigmentschichten aufzunehmen.

Ein Vertreter aus dieser Kategorie ist die Sennelier Pastel Card. Die raue Oberfläche entsteht durch eine pflanzliche Beschichtung, die säurefrei ist.
Sie wird in 14 verschiedenen Farbtönen in den Formaten 50×65cm und 60×80cm angeboten.

Die Pastelcard ist meine bevorzugte Wahl, weil sie meine Art des künstlerischen Ausdrucks bestens unterstützt und mir in die Hände spielt.
Auf ihr kann man gut mit harten Kreiden in den ersten Schichten arbeiten und weiche Pastelle erst zum Schluß setzen.
Ich persönlich habe häufig eine genau gegenverkehrte Herangehensweise. Also zuerst setze ich weiche Pastelle und dann harte. Ich bevorzuge eine Wischtechnik, d.h., dass ich weiche Pastelle auf den Malgrund aufbringe und mit meinen Händen verwische. So erhalte ich genau die fließenden Übergänge, wie ich sie gerne erreiche.
Auf der Schmincke Sansifix oder dem Wallis Sanded Paper habe ich da persönlich Schwierigkeiten. Das soll auf keinen Fall bedeuten, dass es sich bei den letzteteren um schlechte Malgründe handelt. Wenn ich in den Foren lese, was die Pastellmaler an Papieren mögen oder nicht mögen: Es ist und bleibt auch eine persönliche Vorliebe. Letztendlich hilft nur ausprobieren.

1) hart (Polychromos)
2) mittlere Härte (Rembrand)
3) Softpastell (Sennelier)
4) 3 Farbschichten nur mit harten Pastellen
5) 3 Schichten von hart nach weich
6) 3 Schichten nur mit weichen Pastellen

An der Pastelcard mag ich besonders, dass auch die letzten Schicht Pastellpigment ihre volle Farbwirkung entfalten kann.

Noch einige Hinweise zur Handhabung: Wer gerne mit den Händen verwischt, der braucht wahrscheinlich Schutzhandschuhe (es sei denn, er hat cm dicke Hornhaut an den Fingern und wollte die schon immer loswerden.)

Die Papierbögen niemals rollen. Die Biegung bekommt man nur schwer aus dem Bogen wieder heraus, also flach lagern. Wer mehrere Bögen zusammen lagert: Um die Oberfläche zu schonen hat es sich als sinnvoll erwiesen einen Bogen Spezial Seidenpapier dazwischen zu legen. Auf diese Weise kann sich die Beschichtung nicht abreiben.
Bei weichen Pastellen ist der Farbabrieb und die damit verbundene Staubentwicklung recht stark.
Acryl- und Schaumstoffpinsel können wunderbar zum Verwischen oder Wegwischen eingesetzt werden. Aber obacht: Wenn man dieses zu häufig oder zu kräftig tut, kann sich die Körnung lösen.
Dieses Papier eignet sich leider nicht für eine feuchte (Wasser) Untermalung, da sich sonst die Körnung ablöst. Jedoch kann man aufgebrachte Pastellpigmente mit hochprozentigem Alkohol (z.B. aus der Apotheke) auflösen und mit dem Pinsel vermalen. Dann bleibt die Körnung haften.

In den nächsten Beiträgen erläutere ich, wie andere Künstler bzw. ich mit der Pastelcard umgehen.

Malgrund: Canson Mi-Teintes

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Einer der bekanntesten Malgründe für Pastell war jahrelang das Papier von Canson. Das Zeichenpapier hat auf der Vorderseite eine Bienenwachstruktur, während die Rückseite eine feingekörnte Oberfläche aufweist. Das säurefreie Papier wird in 60 verschiedenen Farbtönen angeboten.
In einem vorangegangenen Blogeintrag habe ich die Farbproben auf der Vorderseite mit der Bienenwachsstruktur gemacht.

1) hart (Polychromos)
2) mittlere Härte (Rembrand)
3) Softpastell (Sennelier)
4) 3 Farbschichten nur mit harten Pastellen
5) 3 Schichten von hart nach weich
6) 3 Schichten nur mit weichen Pastellen

Bei meiner Recherche nach Künstlern, die auf dieser Seite malen, bin ich nur noch auf Robert Frank gestoßen, von dem ich im Web aber leider keine aktuellen Bilder mit diesem Papier finden konnte.

Weitaus häufiger wird die Rückseite des Papiers benutzt, da den Künstlern die Wabenstruktur zu dominant ist, bzw die Rückseite mehr Pigmente aufnehmen kann. Ich habe darauf ein paar Farbproben vorgenommen:

von oben nach unten:

1. hart (Schwan Stabilo/ Stift)
2. hart (Polychromos)
3. mittel (Rembrand)
4. weich (Sennelier)
5. 3x nur Schwan Stabilo
6. Schwan Stabilo(dunkelblau)/Rembrand(hellblau)/Sennelier (sehr helles blau)
7. 3x nur Unison

Wenn man nur weiche Pastelle auf diesem Papier benutzt, füllt sich die Oberfläche schnell und diese kann keine weiteren Schichten aufnehmen. Daher ist es bei Canson-Papier von Vorteil, wenn man in der ersten Schicht die harten Kreiden einsetzt und sich zur weichen vorarbeitet.

Nach diesem Prinzip arbeitet der Amerikaner Daniel Greene . Er beginnt seine Portaits häufig mit Pastellen der Firma Nupastel (Härteskala Platz 16) und legt damit komplett die Grundzeichnung mit vielen Schattierungen an. Darüber legt er weitere Schichten mit Unison Pastellen. Diese Pastelle verwendet Greene hauptsächlich in seinen Portraits.
Als Beispiel habe ich das Portrait von Jim ausgewählt.

Gwenneth Barth hat eine ähnliche Vorgehensweise. Ihre Grundzeichnung legt sie mit einem sehr stark angespitzen Pastelstift an und nutzt des Weiteren Pastelle mit dem Härtegrad von Polychromos oder Nupastel. Die oberen Schichten setzt sie zum Beispiel mit Rembrand oder Sennelier. Soweit ich mich erinnere hat Gwenneth Barth aber keine bevorzugte Marke, sondern variert während des Arbeitsprozesses.
Bei ihrem Porträt von Alfred kann man bei genauer Betrachtung ganz gut unterschiedliche Ausarbeitungen sehen.

Eine völlig andere Malweise auf dem Canson Papier setzt der Künstler Bill Cone um. Cone benutzt vor allem die Pastelle der Firma Terry Ludwig, die es nur auf dem amerikanischen Markt gibt.
Die Ludwig Pastelle rangieren zwar im Härtegradvergleich im oberen Bereich (5), aber durch ihre Konsistenz halten sie sich erstaunlich gut auf dem Papier. Einen tollen Einblick erhält man hier: Studies from the Ten Lakes Basin.

Einen interessanten Link habe ich im Malerforum Wetcanvas aus dem Jahre 2006 gefunden. (Dank Katherine Tyrells Blog).
Dort berichten mehrere Künstler, dass insbesondere dunkle Malgründe von Canson nicht lichtecht sind und im Laufe der Jahre ausbleichen. Ob dies immer noch zutrifft kann ich nicht sagen, aber wer den Malgrund durchscheinen lassen will, sollte dies vielleicht in Betracht ziehen.

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