Materialkunde: Fortsetzung folgt

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Einige haben es vielleicht schon mitbekommen, dass ich mit meiner Familie umgezogen bin. Wenn ich diesen Sommer gemalt habe, dann handelte es sich nur um Zimmerwände…
Das neue Atelier ist noch nicht fertig bezogen und die Stimmen daraus werden immer lauter:

Eigentlich wollte ich vor dem Umzug weitere Beiträge zu den Malgründen vorbereitet haben, aber wie es vor einem Umzug halt so ist.
Jetzt muß ich im Atelier erst mal alles klar Schiff bekommen und meine Malgründe wiederfinden, aber es wird weitergehen. Vielleicht nicht ganz so chronologisch wie ursprünglich von mir geplant, aber sie werden kommen.

Kreativität – Noteboek von Evelien Lohbeck

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Ich liebe die Vielfalt der kreativen Einfälle, die diverse Künstler haben. Hier ein Beispiel der niederländischen Animationsfilmerin Evelien Lohbeck:

Noteboek von Evelien Lohbeck

Materialkunde: Auswahl von Pastellen

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Mit welchen Pastellen soll man denn nun anfangen? Wegen der großen Materialvielfalt ist diese Frage nicht ganz leicht zu beantworten.
Pastelle aus den sehr harten oder sehr weichen Bereichen vermitteln vielleicht einen eingeschränkten Einblick in die Welt der Pastelle.

Da man Pastelle wunderbar miteinander kombinieren kann, empfehle ich durchaus auf verschiedene Hersteller zurückzugreifen.
Ausgangspunkt können Pastelle z.B. von Rembrand sein, die man mit Softpastellen der Firma Schmincke oder Sennelier ergänzt. So bekommt man einen besseren Einblick, was es für Möglichkeiten gibt.
Ganze Sets würde ich nicht unbedingt kaufen, sondern die Farben abgestimmt auf die bevorzugten Motive zusammenstellen.
Bei der Farbauswahl darauf achten, dass dunkle, mittlere und hellere Tonwerte (Helligkeit bzw. Dunkelheit der Farbe) enthalten sind.

Jetzt bleibt nur noch mit verschiedenen Malgründen zu experimentieren. Wer die Möglichkeit hat, kann sich vielleicht mit mehreren Mitstreitern zusammentun. So kann man die Kosten für Blöcke niedrig halten, bis man seinen Favoriten gefunden hat.

Der Gerstaecker Versand hat eine ziemlich gute Auswahl an Pastellen und Papieren in Deutschland und er schickt auch einzelne Pastelle zu.

Als letztes kann ich noch das Buch »Handbuch der Pastellmalerei »empfehlen. Es ist von dem amerikanischen Pastellmaler Bill Creevy und er hat wirklich Ahnung und vermittelt sein Wissen gut. Es ist allerdings keine »Malen nach Zahlen« Anweisung enthalten, sondern fordert den Leser schon heraus, seinen eigenen Weg zu gehen.

Materialkunde: Malgründe I

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Welche Art Farbauftrag ein Pastell hinterlässt, hängt nicht nur von seinem Härtegrad ab. Der Malgrund spielt eine zentrale Rolle. Damit Pigmente überhaupt haften, muss die Papierstruktur eine gewisse Offenporigkeit aufweisen.
Grundsätzlich kann man geeignete Pastellmalgründe in zwei Kategorien einteilen: Solche mit glatter oder rauer Oberfläche.
Dabei ist mit glatt auf keinen Fall die feinkörnige Oberfläche von vielen Skizzenbüchern gemeint, sondern bezieht sich hier nur auf den Vergleich innerhalb von Pastellpapieren.

Als glatte Papiere bezeichne ich z.B. Canson Mi-Teintes, Ingres, Fabriano Tiziano, Velour- und Aquarellpapiere. Die geringe Oberflächenstruktur ermöglicht nur das Auftragen von 2-3 Pigmentschichten. Diese Papiere eignen sich eher für zeichnerische oder detaillierte Herangehensweisen mit feinen Linien. Daher verwenden Pastellkünstler für diese Malgründe meist härtere Pastelle. Möchte man verschiedene Härtegrade kombinieren, arbeitet man von hart nach weich.
Auf glatten Oberflächen ist die ausschließliche Verwendung von sehr weichen Pastellen problematisch. Diese füllen sehr schnell die Poren, so das ein Arbeiten in Schichten nicht möglich ist. Das Papier fühlt sich schnell „satt an“. Häufig wird hier der Einsatz von Fixativen nahe gelegt, welche die Pigmente jedoch verdunkeln lassen und den Bildern ihren ursprünglichen Zauber oder die Leuchtkraft nehmen können.
An dieser Stelle empfehle ich auf einen Malgrund mit rauer Oberfläche zurück zu greifen. Zu dieser Kategorie gehören unter anderem Papiere wie: Sennelier Pastel Card, Schmincke Sansfix oder Art Spectrum. Papiere mit rauen Oberflächen haben eine Textur z.B. aus Korkstaub- oder Bimssteingemischen und fühlen sich wie Schmirgelpapier an. Auch wenn es ähnlich ist, greifen sie aus Kostengründen nicht auf Schmirgelpapier zurück. Dieses ist nicht säurefrei und schon nach wenigen Jahren setzt Papierfraß ein.
Raue Malgründe ermöglichen je nach Hersteller die Aufnahme von bis zu 8 Pigmentschichten. Sehr feine Linien sind allerdings durch die Körnung schwer umzusetzen.

Farbauftrag auf unterschiedlichen Malgründen
Bei den Farbproben bin ich folgendermaßen vorgegangen:

1) hart (Polychromos)
2) mittlere Härte (Rembrand)
3) Softpastell (Sennelier)
4) 3 Farbschichten nur mit harten Pastellen
5) 3 Schichten von hart nach weich
6) 3 Schichten nur mit weichen Pastellen

A) Ingres
B) Canson Mi-Teintes
C) Velour (Hahnemühle)
D) Sennelier Pastel Card
E) Schmincke Sansfix Pastellkarton


Wie in den Beispielen A bis E zu sehen ist, variieren die Ergebnisse. Ingres und Canson Papiere waren lange Zeit die gängigen Pastellmalgründe. Bei beiden tritt die Papierstruktur durch. Bei dem Canson Papier kann man in diesem Fall auf die Rückseite ausweichen, die noch glatter ist. Papiere dieser Art eignen sich sehr gut für detailreiche Darstellungen. Insbesondere Portraitkünstler greifen gerne auf diese Sorten zurück.
Das Velour Papier in diesem Beispiel hinterlässt keinen scharfen Linien und die Farbflächen verlaufen. Velour Papiere können mehr Farbschichten aufnehmen als Papiere aus der Kategorie A und B.


Die Mehrzahl der Pastellkünstler arbeitet gerne mit weichen Pastellen auf rauen Malgründen. Hier hat die Auswahl an Papieren in den letzten Jahren stark zugenommen. Diese können jedoch je nach Hersteller große Unterschiede in ihren Eigenschaften aufweisen. Da die Entwicklung vor allen Dingen auf dem amerikanischen Markt stattfindet, ist dort das Angebot wesentlich größer. Wenn Sie in englischspachigen Blogs oder Zeitschriften »sanded surface« lesen, handelt es sich um eine raue Oberfläche.
Die Oberfläche der Pastel Card lässt ein Arbeiten in vielen Schichten zu und ermöglicht gleichzeitig noch ein gutes Verwischen und fließende Farbübergänge.
Das Sansfix Papier kann mit Aquarell- oder Acrylfarben untermalt werden und erweitert den künstlerischen Spielraum. Es hat mehr Griff, so dass es viele Schichten aufnehmen kann. Bedingt duch die Rauheit setzt es der Wischtechnik Grenzen und scharfe Kanten sind schwer umzusetzen.
Die Beispiele D/6 und E/6 verdeutlichen, dass selbst bei der dritten Pigmentschicht der Gelbton noch seine Leuchtkraft entfalten kann.

Eine generelle Empfehlung mit welchem Material man beginnen soll, kann ich schwer geben. Dies ist sehr stark von der persönlichen Arbeitsweise und Motivwahl abhängig. Pastellmalerei lebt davon, dass mehrere Farbschichten übereinander gesetzt werden. Wie diese Schichten aufgebaut werden, bleibt jedem selbst überlassen. Wenn man Pastelle verschiedener Hersteller kombiniert, gilt die Grundregel, von hart nach weich.
Künstler, die sich in zeichnerischen Vorgehensweisen zu Hause fühlen, können z.B. auf glatten Papieren mit harten Pastellen arbeiten. Dies hat zudem den Vorteil, das die Staubbelastung beim Malen geringer ist.
Wer gerne mit deckenden, leuchtenden Farben arbeitet, ist bei den weichen Pastellen und rauen Malgründen gut aufgehoben.

Sollten sie sich unsicher in der Auswahl der Materialien sein, experimentieren sie mit verschiedenen Pastellen und Malgründen! In meiner Arbeit habe ich festgestellt, das jeder seine eigene Herangehensweise hat und seiner Mentalität gerecht werden muss. Daher ist es immens wichtig heraus zu finden, mit welcher Materialkombination Sie sich selber am wohlsten fühlen.

Materialkunde: Pastelle III

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Einige Hersteller bieten Pastelle in Stiftform an. Hier gibt es nur leichte Unterschiede in den Härtegraden. Im Vergleich zu den anderen Pastellen rangieren sie im unteren Härtebereich.

  1. Conte (48)
  2. Schwan Stabilo (60)
  3. Derwent (90)
  4. Daler&Rowney (36)
  5. Pitt Pastell (Faber Castell) (60)
  6. Creta Color (72)

Pastellstifte eignen sich ganz gut für die Darstellung von Details. Man muss jedoch aufpassen, wenn man vorwiegend mit Softpastellen arbeitet. Da die harten Stifte weniger Pigment abgeben als die Softpastelle, kann der Farbauftrag zu schwach wirken.
Ich persönlich benutze die Stifte gerne, um meine Bilder zu signieren.
Mit einem Anspitzer ergeben sich manchmal leichte Probleme, weil die Stifte zum Brechen neigen. Ein Cutter eignet sich meines Erachtens noch immer am Besten. Für den Feinschliff kann man dann die Spitze auf einem Schmirgelpapier glatt/rund schmirgeln.

Materialkunde: Pastelle II

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Das Hauptunterscheidungsmerkmal von Pastellen ist der Härtegrad. Weiche Pastelle haben einen geringeren Bindemittel-, dafür aber einen höheren Pigmentanteil. Sie geben leichter ihre Pigmente ab und stehen für eine hohe Leuchtkraft. Durch ihre Beschaffenheit sind sie jedoch bruchempfindlicher als die härteren Pastelle und werden daher in Handarbeit hergestellt.
Weiche Pastelle lassen sich leicht verreiben und eignen sich besonders gut für die Wischtechnik. Setzt man weiche Pastelle direkt aufs Papier und verwischt diese nicht, bleibt die Leuchtkraft ungebrochen erhalten. Bei der Kombination mit Pastellen unterschiedlicher Härtegrade können sie sehr gut als letzte Schicht aufgesetzt werden. Auf rauen Malgründen neigen sie sehr zum Stauben.

Im Gegensatz dazu enthalten härtere Pastelle einen höheren Bindemittelanteil und geben weniger Pigment ab. Deshalb eignen sie sich gut für zeichnerische Vorgehensweisen und Detaildarstellungen. Aufgrund ihrer Härte fehlt ihnen jedoch die Leuchtkraft.
Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Pastellen erklärt sich zudem durch die Qualität und Quantität der verwendeten Pigmente und den Füllstoffanteil. Eine nicht unwesentlich Rolle spielt der Herstellungsprozess. Bei der maschinellen und damit kostengünstigeren Produktion werden Pigmente und Bindemittel in einem sogenannten Extruder zusammengepresst. Pastelle aus diesen Produktionsreihen sind immer härter im Vergleich zu denen, die in Handarbeit hergestellt werden.
Dennoch gibt es bei der Auswahl keine falschen oder richtige Pastelle, denn je nach Härtegrad und Beschaffenheit kann der Künstler verschiedene technische Umsetzungen erlangen. Fast alle Pastellmaler kombinieren Pastelle unterschiedlicher Härtegrade und nutzen damit ein breites Spektrum an künstlerischen Möglichkeiten.
Ich persönlich rate immer auf die Pigmentqualität und Lichtechtheit zu achten. Letztendlich zahlt sich hier die Qualität aus und ist auch den Bildern anzusehen.

Auf dem Weltmarkt ist das Angebot sehr umfangreich geworden und es gibt über 40 verschiedene Anbieter. Im folgenden führe ich eine Übersicht der gängigen Pastelle auf, von weich (1) nach hart (19) verlaufend. In Klammern ist angegeben, wie viele Pastelle das Sortiment umfasst.
Die Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ist keine starre Einteilung. Einige Pastelle liegen im Vergleich so nah beieinander, dass es schwer zu bestimmen ist, welche weicher oder härter sind. Dabei habe ich auch Pastelle aufgeführt, die nur im Ausland über das Internet zu erwerben sind, aber unter Pastellkünstlern hohes Ansehen genießen.

  1. Schmincke (400)
  2. Great American (468)
  3. Sennelier (525)
  4. Unison (372)
  5. Terry Ludwig (404)
  6. Diane Townsend Soft (408)
  7. Diane Townsend Terrages (190)
  8. Daler-Rowney (186)
  9. Girault (300)
  10. Mount Vision (316)
  11. Rembrand (203)
  12. Art Spectrum (154)
  13. Winsor & Newton (200)
  14. Jaxell ( 72)
  15. Holbein (144)
  16. Nupastel (96)
  17. Conte (48)
  18. Faber Castell Polychromos (120)
  19. Creta Color (72)

Relativ neu auf dem Markt sind Pan Pastels. Diese fallen aus dem Rahmen, da sie nicht in der traditionellen Form, sondern in einer Dose angeboten werden. Der Farbauftrag erfolgt mit Applikatoren, wodurch sie sich daher schwer in der Skala einordnen lassen. Da sie sich gut verwischen lassen, ordne ich sie den weicheren Pastellen zu.

Ich kann keine generelle Empfehlung geben, welche Pastellsorte nun das Non-PlusUltra ist. In kommenden Beiträgen werde ich noch auf die Malgründe eingehen und das anhand mit Beispielen von anderen Künstlern erläutern.
Natürlich hat jeder Pastellkünstler seine Vorlieben bei der Materialwahl.
Das hat mit der Pigmentqualität, dem Farbskalenumfang und natürlich dem Härtegrad und den damit verbundenen technischen Möglichkeiten zu tun. Das bedeutet aber nicht, das die Pastelle von anderen Herstellern schlecht sind.
Wenn man sich ein Sortiment aufbaut, ist es empfehlenswert aus den unterschiedlichen Härtegradbereichen Pastelle anzuschaffen. Hart, mittel, weich.
Persönlich liegt mein Schwerpunkt bei den Softpastellen der Firma Sennelier. Wenn ich härtere Pastelle benötige, greife ich auf Unison und Girault zurück.

Bei dem amerikanischen Kunsthandel www.dakotpastels.com gibt es einen Pastelsampler zu bestellen. Er beinhaltet die unterschiedlichen Pastelle von 17 Herstellern.
Bei der Bestellung aber bitte beachten, dass Einfuhrgebühren beim Zoll noch dazugerechnet werden müssen.

Wer Ideen, Anregungen oder Hinweise bezüglich der Pastelle hat, gerne über den Blog kommentieren. Ich finde es immer sehr spannend zu lesen, mit welchen Pastellen die Leute gute Erfahrungen gemacht haben und für welche technischen Umsetzungen sich die Pastelle eignen.

Materialkunde: Pastelle I

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In kaum einer anderen Technik beeinflusst das Material die künstlerischen Umsetzungsmöglichkeiten so sehr, wie in der Pastellmalerei. Je nachdem, welches Pastell ich auf einen bestimmten Malgrund aufbringe, erziele ich völlig unterschiedliche Ergebnisse. Bevor ich auf technische Aspekte in der Pastellmalerei eingehe, erläutere ich in den kommenden Blogeinträgen notwendiges Grundwissen über Pastelle und Malgründe. So wird die Angebotsvielfalt besser verständlich und es fällt leichter, eine passende Materialauswahl für die eigenen Bedürfnisse zu treffen.

Der Begriff Pastell lässt sich auf das italienischen Wort „pasta bzw. pastello“ zurückführen, was ursprünglich soviel wie kleiner Farbteig bedeutete. Dieses beschreibt sehr gut die Konsistenz des Materials, nachdem Pigmente, Bindemittel, Wasser und ggf. Füllstoffe zu einem Teig verbunden worden sind. Die Zusammensetzung variiert je nach Hersteller und erklärt die unterschiedlichen Beschaffenheiten der verschiedenen Pastelle.
Im Deutschen ist der Begriff Pastellkreide irreführend. Kreide kann als Füllstoff hinzugegeben werden, aber das Farbpigment ist der Grundstoff.

Im folgenden habe ich einige Beispiele aus der Produktion von Sennelier.

Die Inhaltsstoffe werden miteinander vermengt und wie ein Brotteig sanft geknetet:

© Sennelier/Art Select

Bei Softpastellen erfolgt der Herstellungsprozess in einem Großteil in Handarbeit. Bei der maschinellen Herstellung würden die Pigmente und Bindemittel zu stark zusammengedrückt werden und die Pastelle ihre Weichheit verlieren.

© Sennelier/Art Select

Nachdem die Softpatelle an der Luft getrocknet sind, erhalten sie in Handarbeit eine Bandarole:

© Sennelier/Art Select

Auf der Website von Unison kann man auch ein wenig über deren Herstellungsprozeß erfahren.

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